Wer braucht denn sowas?
Ich schreibe eine WhatsApp Nachricht an eine Freundinnen-Gruppe. Es geht um einen Termin. Ein paar Worte und mein „Mädchen mit erhobener Hand“ zum Gruß als Abschluss – so wollte ich…
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Nachdem Rosalia (53) nach viereinhalb Monaten nachhause nach Rumänien fuhr, war sie 6 Wochen länger bei meinen Eltern in Süddeutschland, als ursprünglich geplant. Wegen Corona. Sie ist 24-Stunden-Pflegekraft und gab…
Ich hatte vor, „Mein buntes Banat Buch“ als nächstes zu veröffentlichen und konzentriert daran zu arbeiten. Aber nun hat sich meine neue Heimat - die Wedemark - die ich gar…
Den Traum, Autorin zu sein, Gedichte und Texte zu schreiben und Bücher zu veröffentlichen, hatte ich schon lange. Schon als Kind fing ich an, mir Geschichten auszudenken, zu malen und…
Auf dem Arm der Mutter
noch Daumen gelutscht,
der Großmutter wieder einmal
den Tee ausgelöffelt
und mit Großvater
Hühner gezählt:
ein weißes, ein schwarzes,
ein kleines, ein Ei.
Davongelaufen
und bei Nachbarn gegessen.
Mit Kletten im Haar
durch den Wind geweint,
Blumen gepflückt
und auf der Puppenhochzeit
immer rechts herum getanzt,
viele Gäste eingeladen,
feinen Sandkuchen gebacken
und Akazienbrei gekocht.
Den Ball an die Wand geworfen
und drei Mal schnell geklatscht.
Hoch über das Seil
in die Luft gesprungen.
Sonnenregen macht das Haar schön
und eine alte Frau kocht Rüben.
Wieder mal ein Versteck entdeckt
und mit aufgeschürftem Knie
den Stein über die Linie
in den „Himmel“ geschubst –
drei Häuser sind schon mein.
Halli, hallo,
Wo möchte ich einmal wohnen?
Wen werd ich einmal lieben?
Und dann ein Pfand gegeben,
denn ich hab zu viel gelacht.
Pfeifen aber ist verboten,
weil dann weint die Maria.
Und in der Andacht im Mai
sind die Kniestrümpfe gerutscht.
Dennoch ins grüne Gras gesprungen
und Grasflecken gekniet.
Nachbars Himbeeren machen rot
und frühe Erdbeeren Bauchweh.
Auf Lebkuchen vom Abendhimmel gehofft,
doch zum Backen fehlte Zucker.
Dem Osterhasen ein Nest gebaut
und Mensch, mich doch geärgert.
Zu später Stunde
den Graswölfen
gerade wieder mal entwischt
und unter der Decke
die Angst weggestrampelt
und geträumt
noch zehn Jahre lang.
(1994) | © Karin Bock
Komm in mein Zelt in dem die Bäume bis zum Himmel wachsen zum Fixstern unserer Liebe wir sind wieder Kinder schlafen auf Laub kochen Blütensuppe trinken den Tau am Morgen erzählen wir uns die Träume der Nacht in denen der Zauber zart und wirklich war |
Komm in mein Zelt wo die kleinste Angst keinen Platz mehr hat nur du und ich und Fische im nahen Wasser wir steigen ins Boot lassen uns treiben wie im Mutterschoß komm zu mir und das Hier und Jetzt sind König und Königin wie wir(2019) | © Karin Bock |
Akazienbäume regnen goldgelbe Blätter, die das verdorrte Sommergras und den Gehsteig bedecken, von wo sie dann, emsig zu Bergen zusammengefegt, in schweren weidenen Körben durch das Tor zum Hof verschwinden. Es wird aufgeräumt. Es ist Herbst.Schwärme von Zugvögeln verdunkeln den Himmel, an dem die tiefstehende Sonne mit letzter Kraft die Rücken der alten schwarzen Frauen wärmt, die auf einer Bank vor dem Haus sitzend aus ihrem Leben erzählen. Sie sind müde. Es ist Herbst. Kühler Wind raschelt durch trockenes Maislaub, |
Kalte Regentropfen klatschen an Fensterscheiben und an gelbe, frisch getünchte Giebel, verwandeln im Nu die Straße in eine Pfütze, in der sich Regenwürmer ringeln und sich der schwere, dunkle Himmel spiegelt. Es ist naß und kalt. Es ist Herbst.Faulendes Obst umkreist blattlose Bäume, in deren Geäst, weiß bereift, die Netze der Spinnen glänzen. Unter schweren Planen blühen prächtige Chrysanthemen, bis sie auf weißen Gräbern zwischen Kerzenlicht verwelken. Es ist Zeit der Besinnung. Es ist Herbst. (1989) | © Karin Bock |
Es ist heiß. Flimmernde Wellen steigen auf zum wolkenlosen Himmel, an dem die hohe Sonne unbarmherzig steht. Verschwommen ist das ferne Bild der gelben Felder, wo roter Mohn sein eigen` Feuer zündet. Kein Lüftchen weht.Die Erde gleicht seit Tagen schon einem Riesenmosaik, aus dessen Fugen halb verdorrte Pflanzen ragen. Der heiße Boden schmerzt an nackten Füßen, deren dicke Haut schon viel begangen. Jedoch – man soll nicht klagen. Strohhüte, schweißumrandet, |
Endlich! Ein heftiger Windstoß und nahendes Dröhnen aus der Ferne prophezeien den lang ersehnten Regen. Schon zucken Blitze im Zickzack den Himmel auf und ab, durch satte, dunkle, sich öffnende Wolken. Jeder Tropfen ist ein Segen.Strömendes Naß rauscht durch die Bäume, trommelt auf die Dächer nieder und wäscht die Erde wieder rein. Die Zeit steht still für einen Augenblick und atmet auf. So soll es sein! (1989) | © Karin Bock |
Zwischen Grau ist immer auch Grün
Eiskristalle glitzern hell
Kälte lässt Verletzlichkeit spüren
und facht das innere Feuer an
die zarte Wärme der Lebendigkeit
kann Freude zaubern
(2017) | © Karin Bock
Vorsätze fielen
goldgelb zu Boden,
Wünsche verschwanden
tröpfchenweise
im Nebel des Lichts.
Das gewendete Blatt aber
ist grüner als
das Gras im Frühling.
Sein Schatten lässt die Seele ruh´n.
Süße, schrumpelige Früchte
nähren das Herz
und lassen die Hoffnung
weiter wachsen
in die neue Zeit hinein.
(2014) | © Karin Bock
Ich lege mich
zu Jesus in die Krippe
es duftet nach Biskuit
ich sinke immer tiefer
in ein Wattebett aus Stroh
schwere- und gedankenlos
höre ich die Hirten
sie wachen
sie tuscheln
ihre Schafe singen Lieder
und kitzeln an meinen Füßen
mir wird warm
Engelsposaunen schlagen
über meinem Kopf zusammen
der Ochse fängt zu brüllen an
der Esel zieht
das Laken weg
Jesus ist eine Puppe
sie fällt aus unserer Wolke
Geschenkpaketen hinterher
das Weihrauchfass
trifft mich mitten auf die Stirn
ich bin hellwach
(2018) | © Karin Bock
Heller als hell
wärmer als die Sommersonne
strahlt er Hoffnung
und goldene Freude
von oben herab
in die Herzen
durch und durch
schenkt Zuversicht
im Hier und Jetzt
immer wieder
zweitausend Jahre schon
(2013) | © Karin Bock
Ein Tag ein Feiertag
ähnlich und anders wieder
erkennt erfreut besinnt verfliegt
und wie der Tag so das Jahr
im Strom der großen einen Zeit
(2012) | © Karin Bock
Heute ist alles
leicht und hell
wie am Mittag
lösende Klarheit
im Kopf
im Herzen
auf der Schulter
sitzen Taubenmöwen
Seide fällt
aus weißen Wolken
Sorgen sind
Popcorn
in meiner Hand
(2018) | © Karin Bock
Nebelschwaden
auf den Wegen
ohne Ziel
trockenes Laub
kahle Äste
weiß fliegt
mein Atem zu dir
es rascheln
die Schritte
zu unserem Glück
(2010) | © Karin Bock
Es ist nie zu spät dein Herz zu finden und es zu öffnen wie eine Schatztruhe das goldene Innere zu versprühen wie ein Feuerwerk das in den Himmel die Zeichen der Unendlichkeit malt Es ist nie zu spät |
Das Feuer des Lebens ist keine Kleinigkeit kein Kompromiss es kennt die Kontrolle nicht nur die Liebe es lohnt sich ein kleines Lodern zuzulassen aus wenig wird viel aus Wagnis wird Mut aus Mut wird Liebe (2017) | © Karin Bock |
Ich kleide dich
in Unschuld weiß
ich bette dich
auf weichem Sand
ich gönne dir
den Schlaf der Schönen
ich schütze
deine zarte Haut
den süßen Kern
ich hülle dich
in unser Schweigen
lasse dir
die kühle Ruhe
verspreche dir
das Glück zurück
(2018) | © Karin Bock
Zweisam
verblasster Alabaster
Tagträume weben
Vergangenheit
lassen das Glück
hindurch
eingerahmt in
Einsamkeit
gestapelt
still und stumm
(2018) | © Karin Bock
Der Vorstand singt im Knabenchor „wir sind doch alle, alle Kinderlein“ Oh kommet oh kommet So wird alles wieder heile |
Bei Friede Freude Eierkuchen bedienen sich Patriarchen lass doch die draußen fluchen sie werden weiter schnarchen Ziehet straff die Seile – Heile heile Katzendreck (2018) | © Karin Bock |
Galantes Lächeln Augenblitzen für mich herzklopft mein Dekolleté über dem neuen Busen ihm hoffend zu schau doch her sagt zahnweiß strahlendes Sehnen in meinen Augen schau her ruft die tadellose Taille und der neu gebügelte Gang Vielleicht beglückst du |
Kommst du mein Retter des süßen Schlafes zu meinem großen Fest die anderen Blicke vor Neid werden blind wenn mir der Atem stockt spiegelnde Schönheit im Rauch der siebeneinhalb Kerzen Jahrzehnte Lebenslust lachen wir auf dem tausendsten Foto gegen das Vergessen (2006) | © Karin Bock |
Lebensreich mit Schätzen weich und samtblau die Wunder des Tages und der Nacht aus tausend leisen Augenblicken des Glücks |
Harte Arbeit weich wie glattes Holz und kühle Milch am lauen Sommerabend mit erdigen Düften der Ernte und Flötenklängen der Kindheit (2010/2020) | © Karin Bock |
Ich habe das Gefühl du ahnst was von meinen Gefühlen die lautlos in mir wirken während nüchterne Worte die Lippen bewegen und die Augen bemüht sind den Glanz zu drosseln der entsteht wenn meine sich in deinen spiegeln |
Ich habe das Gefühl dass wir uns schon ewig kennen obwohl wir uns nur für ein paar Stunden gelegentlich mal gegenüberstehen denn in Gedanken habe ich bereits mit dir die halbe Welt bereist Dinge mit dir erfahren für die zwei Menschenleben viel zu kurz sind (1989/2020) | © Karin Bock |
Tauben fliegen in die tiefblaue Luft zu den Gewitterwolken, als weiße Punkte über den Dächern. Es riecht nach Staub und Regen, nach Eile zwischen den Menschen auf dem Markt. Frauen hinter Betontischen Ein Potpourri der Gartendüfte Im Gewimmel betteln Kinder |
Rosalia mit dem silbernen Zahn spritzt ihre welke Ware wach. Andere tuscheln über Preise, die leider nie so hoch sind, wie die Frisur der roten Dame, die nach Auberginen sucht. Der warme Langosch lenkt Zeit zerrinnt wie das Wasser am Brunnen. (2018) | © Karin Bock |
Durch das Fenster fällt rot, gelb und violettes Licht auf schneeweiße Altardecken mit knöchernen Spitzen. Cyclamen spielen mit dem Schein der dreifaltigen Kerzen, die den hohen, kalten Raum festlich erhellen. Rosenkränze umwinden Das Gemurmel und Getuschel Jungmädchengeflüster huscht |
Die Turmuhr schlägt die volle Stunde und Glocken setzen rufend ein. Außer Atem treten die letzten durch die Tür die Treppe hinab, sehen schon das glänzende Gewand inmitten der rot-weißen Knaben vor dem ewigen Licht, die Hände auseinandergebreitet mit verkündender Stimme. Gemeinsam aufstehen, niederknien, Mit fromm geneigtem Haupt nach vorn, (1993) | © Karin Bock |