Ich schreibe eine WhatsApp Nachricht an eine Freundinnen-Gruppe. Es geht um einen Termin. Ein paar Worte und mein „Mädchen mit erhobener Hand“ zum Gruß als Abschluss – so wollte ich die Nachricht beschließen, aber: Fehlgriff! Ich verschicke stattdessen ein weiß-lila Einhorn mit bunten Luftballons auf dem Kopf. Ich entschuldige mich sofort. Es ist mir peinlich.
Seit dem letzten update der sogenannten „Emojis“ platzieren sich 6 Einhörner vor meinen bisher häufiger benutzen Zeichen: Glücksklee, Blumen, klatschende Hände, die Sonne und nicht zuletzt die winkende blonde Frau. Selbst diese Zeichen zu benutzen, ist mir lange schwer gefallen. Aber diese neuen Sticker? Ich wollte sie gleich entfernen, wusste aber nicht wie. Und deshalb sind sie prominent an erster Stelle geblieben.
Neben Jugendlichen und Kindern erhalten Millionen erwachsener Frauen und Männer auf ihren Smartphones neonbunte Einhörner, die sie als Ausdruck ihrer Gemütslage bei der Versendung von Nachrichten verwenden können oder sollen. Was kann man uns alles noch zumuten? Verniedlichung, Verkleinerung des Vokabulars, Verkümmerung der Ausdrucksfähigkeit, Verlassen der sonst eher nüchternen Beziehungsebenen. Wie viele unbedacht versendete Küsschen würden in Wahrheit und im echten Leben nicht einmal einem besonders herzlichen „Hallo“ entsprechen?
Diese Einhörner haben es geschafft, dass ich mich empöre. Aber andere Zeichen tun das auch. Zum Beispiel der weinenden gelbe Rundkopf, der mich jeden Morgen begrüßt, wenn ich den Laptop einschalte und „skype“ mir mitteilen will, dass die Verbindung fehlgeschlagen ist. Ist das nicht traurig?!
P.S. mein Sohn hat es gerade geschafft, die Tierchen von meinem Display zu entfernen!